seilbahn.net | Projekte | Archiv | 2006-12-19

Jungfraubahnen: Neue Luftseilbahn Lauterbrunnen-Grütschalp in Betrieb

Rechtzeitig auf die Wintersaison hin konnte die Luftseilbahn Lauterbrunnen-Grütschalp am 16. Dezember 2006 den Betrieb aufnehmen.

Damit steht die Verbindung vom Bahnknotenpunkt Lauterbrunnen nach Mürren mit der Panoramabahn wieder zur Verfügung. Der Neubau wurde nötig, weil sich die Streckenführung der Standseilbahn in einem Rutschgebiet befand. Mit der neuen Luftseilbahn kann die Hauptrutschzone überspannt werden. Für den autofreien Ferienort Mürren ist diese Verbindung von großer Bedeutung.

Die Luftseilbahn ist als einspurige Windenbahn konstruiert und kann pro Fahrt 100 Personen befördern. Gleichzeitig können auf einer Lastbarelle 6'000 kg Güter mitgeführt werden. Die Fahrzeit beträgt

4 Minuten, 7 Minuten weniger als bei der Standseilbahn. Hergestellt wurde die Bahn durch die Firma Garaventa, die Panoramakabine stammt von der Firma Gangloff. Die Gesamtkosten für die Anlage betragen 23,4 Millionen.

Talstation:

Die Talstation befindet sich am bisherigen Ort auf Niveau Staatsstrasse Interlaken –Stechelberg. Die inventarisierte Bausubstanz wurde baulich den veränderten Anforderungen angepasst, bleibt aber mit den vorhandenen Wohnnutzungen erhalten. Der Personenzu- und Abgang erfolgt einseitig, aber richtungsgetrennt. Den Anliegen der Behindertengleichstellungsgesetzes wird vollumfänglich entsprochen. Nebst einer Zugangstreppe und einer Rolltreppe ist ein Personenlift zwischen Eingangshalle und Einstiegsplattform realisiert worden. Die Anlieferung für Transportgüter erfolgt weiterhin auf Niveau Strasse.

Die Tragseile werden über den Stationssattel abgelenkt und über einen Betonpoller verankert. Der Poller wird unterirdisch angeordnet, um den Gästebereich nicht zusätzlich zu schmälern. Der Seilsattel stützt sich auf eine Stahlkonstruktion ab. Die zusteigenden und abgehenden Gäste werden getrennt zum Fahrzeug geführt.

Bergstation:

Der Personenzu- und Abgang erfolgt getrennt über eine gemeinsame Perronfläche. Der Materialumschlag von der Pendelbahn auf die Adhäsionsbahn und umgekehrt wickelt sich wie bisher über die bestehende Schrägaufzug- / Stapleranlage ab. Auf der Westseite wurde der bestehende Maschinenraum als Lagerraum für die Werkstätte umgenutzt. Maschineraum mit Antrieb und Windenwerk sowie Sprinklerraum sind direkt angrenzend bergseitig an der Station angebaut worden. Wie in der Talstation werden die beiden Tragseile über einen Sattel abgelenkt und hinter dem alten Antriebsgebäude im neuen Maschinenraum über einen Betonpoller verankert. Der Seilsattel stützt sich auf eine Stahlkonstruktion. Zur Sicherstellung des Löschwassers für die Sprinkleranlage ist im „Unter Prast“, ca. 600 Meter südlich der Bergstation, ein neues Reservoir mit einem Inhalt von 100 m3 realisiert worden.

Antriebsausrüstung:

Mit der Anordnung der Antriebseinheit und der Tragseilabspannung im neuen Maschinenraum können sowohl die Tragseile wie auch das Zugseil über die bestehenden Gebäudeteile geführt werden. Der neue Antrieb ist ein Doppelantrieb. Sämtliche Komponenten des Antriebs, wie Asynchronmotoren, Getriebe, Antriebswinde sind auf steif verrippten Stahlrahmen aufgebaut, welche auf den Maschinenfundamenten montiert wurden. Die Sicherheitsbremse wirkt auf einen Windenflansch. Ebenfalls an einem Windenflansch sind die mechanischen Übergeschwindigkeitsauslöser angebracht. Bolzenkupplungen verbinden die Antriebswelle mit dem dreistufigen Stirnradgetriebe. Die verzögerungsgeregelten Betriebsbremsen wirken, basierend auf den neuesten Vorschriften, auf mehrere von den Sicherheitsbremsen getrennte Bremsflächen. Sie wirken als Scheibenbremsen auf die schnelllaufenden Getriebewellen zwischen Motor und Getriebe sowie auf die zusätzliche Bremsscheibe Seite Notantrieb.

Energieversorgung:

Es wurden zwei separate Bahntrafos für den Frequenzumrichter Leistungsteil mit rund 2000 kVA (16 kV / 690 V / 50 Hz) im bestehenden Traforaum in der Bergstation installiert.

Elektrische Ausrüstung:

Es wurde ein Doppelantrieb mit Asynchronmotoren und Frequenzumrichter vorgesehen. Die gesamte Steuerung und Überwachung des Notantriebes sind im Maschinenraum in einem separaten Apparateschrank eingebaut. Bedient wird der Notantrieb im Normalfall ab dem Steuerschrank im Kommandoraum und im Ausnahmefall (z.B. bei Brandfall) im Maschinenraum mittels mobiler Steuerstelle. Als Basis für die Fernüberwachung dient ein Funksystem.

Strecke:

Die Linienführung deckt sich grösstenteils mit derjenigen der alten Standseilbahn. Die Tragseile sind in der Tal- und Bergstation fest abgespannt. Die vier Masten sind als Fachwerkstützen mit einseitigem Stützenschaft konzipiert. Der Standort der Masten wurde auf Grund der geologischen/ geotechnischen Gegebenheiten am Rand der Hauptrutschzone angeordnet. Die jeweils vier Stützenfüsse der einzelnen Masten sind in Richtung Berg  esehen links von der heutigen Fahrbahn angeordnet. Die zu erwartenden Terrain-Querverschiebungen bei den Stützen 2 und 3 können über ein Verschiebechassis bei den Stützenfüssen korrigiert werden.

Fahrzeug:

Das Fahrzeug besteht aus den Hauptkomponenten Laufwerk, Gehänge, Kabine und Lastbarelle. Eine grosszügig verglaste Panoramakabine mit einseitiger automatischer Doppelschiebetüre ist für 100 Personen sowie einen Kabinenbegleiter dimensioniert. Die Bodenfläche wurde mit 0.22 m2/Person gewählt. Die Kabine entspricht dem neuesten Stand der Technik und der Sicherheit und wird über ein zeitgemässes Design verfügen. Das Gehänge ist in klassischer V-Form vorgesehen. Das 32-rollige Laufwerk ist mit bergseitig bandgelenktem Bremswagen ausgestattet. Das Zugseil wird über eine Seiltrommel am Laufwerk befestigt. Die Zugseilbefestigung erfolgt mittels Seilrollen. Der Aluboden der Lastbarelle ist auf max. 6 Tonnen Güter ausgelegt. Gebaut wurde die Kabine von der Firma Gangloff in Bern, die Montage erfolgte durch den Hersteller der Luftseilbahn, Garaventa AG in Gwatt/Thun.

Kosten:

Die Kosten des Gesamtprojektes betragen CHF 23.4 Mio. Davon werden CHF 20 Mio. durch die öffentliche Hand und CHF 3.4 Mio. durch Eigenmittel der BLM finanziert.

Fahrzeit:

Die Fahrzeit der Standseilbahn betrug 11 Minuten. Mit der neuen Luftseilbahn reduziert sich die reine Fahrzeit beträchtlich auf knapp 4 Minuten.

Technische Beschreibung des Projektes

Bahnart: einspurige Windenpendelbahn
Förderleistung: theoretisch 590 Personen / h und Richtung ,
praxisbezogen 500 Personen / h
Fahrzeugzahl: 1 mit einer Wanderlast von 26'220 kg
Kapazität: 100 Personen bzw. 8'000 kg
Kabinengrösse: 6.93 m / 3.60 m /2.40 m
Nutzlast Güter: 6'000 kg Nutzlast auf Lastbarelle
Mastenzahl: 4 (Gittermasten)
Mastenhöhen: Masten 1 bis 4: 25m, 43m, 48m, 20m
Fahrzeit: 224 sec
V im Feld: 10 m/s
V über Stütze: 7 m/s
Talstation 800.70 müM
Bergstation 1486.36 müM
Höhendifferenz 685.66 m
Fahrbahnlänge 1'431.50 m
Mittlere Neigung 54.56%.
Hersteller Seilbahnanlage: Garaventa AG, Gwatt/Thun
Hersteller der Kabine: Gangloff, Bern

Baustellenbilder:










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